AC/DC

Am Abend des Jahreswechsels 1973 auf 1974 stand eine Band auf der Bühne, die Musikgeschichte schreiben sollte. AC/DC, so ihr Name, gaben damals im Chequers Club im australischen Sidney ihr Programm aus Rock'n'Roll Gassenhauern der Rolling Stones, Chuck Berry und den Beatles und einigen Eigenkompositionen zum Besten. Niemand wäre wohl auf die Idee gekommen, dass dieser Haufen von Rüpeln einmal in der Zukunft zu den einflussreichsten Bands im Hardrock-Bereich gehören sollte.

 
Gegründet wurden AC/DC (englische Abkürzung für Alternative Current / Direct Current, deutsch: Gleichstrom / Wechselstrom) in Sidney von Malcolm Young. Jener verdiente seine Brötchen in einer Firma, die Nähmaschinen herstellte. Seine damalige Band (The Underground Velvet) passte ihm nicht mehr so ganz und kurzerhand nahm er seinen kleinen Bruder Angus in die neue Formation auf. Beiden gemeinsam war, dass sie bereits mit 15 die Schule satt hatten. Angus musste seinen Lebensunterhalt damals noch mit Jobs als Pförtner und Schriftsetzer verdienen, bevor für ihn die Musik zum Lebensmittelpunkt avancierte. Das "klassische" AC/DC-Line Up – mit dem sie die ersten großen Erfolge feiern konnten - fand erst spät zusammen. Vorher firmierten unter dem Bandnamen - der übrigens eine Kreation der Schwester von Angus und Malcolm war – noch David Evans (Gesang), Colin Burgess (Schlagzeug) und Larry Van Kriedt (Bass).

Mit dieser Besetzung spielten sie eine Single ein, die jedoch gehörig floppte. "Rockin' In The Parlour" - "Can I Sit Next To You Girl" kam nicht in die Gänge. Ebenso ihr damaliger Sänger. Kurzerhand wurde Evans aus der Band geschmissen und durch Ronald Belford "Bon" Scott ersetzt. Dieser Prototyp eines Rock'n'Rollers half der Band auf die Sprünge. Sein Lebensstil und vor allem seine eindeutig zweideutigen Texte machten aus ihm die Legende, die er heute ist. Zusammen mit ihm – aber noch immer nicht mit fester Besetzung – ging es ab ins Studio, um unter der Regie des Duos George Young und Harry Vanda das bahnbrechende "High Voltage" einzuspielen. George (wieder einer der Young-Brüder) und Harry waren in der australischen Musikszene schon keinen Unbekannten mehr, spielten doch beide bei den Easybeats ("Friday On My Mind") Gitarre. Was da auf Platte gepresst wurde, war purer Rock'n'Roll. Über den rotzigen Gitarren und einer druckvollen Rhythmus-Gruppe schmierte Scott seinen grandios verrauchten Gesang. Mit Texten über Weiber, Suff und Party machten sie sich aber nicht nur Freunde. Schon von Anfang an waren sie ein Dorn im Auge des konservativen australischen Establishments und nicht selten hatten sie mit Auftrittsverboten zu kämpfen. Ein kleiner Junge in Schuluniform auf der Bühne, der dem geneigten Publikum schon mal den blanken Hintern entgegen reckt, wie ein Derwisch über die Bühne fegt und ein Shouter, der davon singt, dass Väter ihre jungfräulichen Töchter besser wegsperren sollten, wenn er in die Stadt kommt, gehörten wohl nicht zur Vorstellung eines bürgerlichen Lebens.

Die Folgezeit verbrachte die Band fast permanent On The Road. Jede Bude - und war sie noch so klein – wurde gerockt und der Name AC/DC wurde bekannter. Support Slots für Lou Reed und Deep Purple folgten. Mit letzteren lieferte sich die AC/DC-Clique eine handfeste Prügelei auf der Bühne und 20.000 Menschen sahen begeistert zu.

1975 kamen Mark Evans am Bass und Phil Rudd (Schlagzeug) neu in die Band. Mit ihnen spielten sie "TNT" ein, das am 20. Februar 1976 das Licht der Welt erblickt und sofort auf Platz zwei der Charts schießt. Das erweckt die Aufmerksamkeit der großen Labels und noch im selben Jahr unterschreiben AC/DC einen weltweiten Vertrag mit Atlantic. In Deutschland heißt das erste erhältliche Werk "High Voltage" und ist eine Kreuzung der beiden ersten australischen Scheiben. In Schlepptau des Releases tourt die Band auch zum ersten mal durch Europa, wird von der Presse missverstanden und witziger Weise in den Punk-Topf geschmissen. Doch solcherlei Geschreibe verhindert nicht, dass sich der AC/DC-Virus über Europa auch in den Staaten ausbreitet und sich festsetzt. Schon mit dem folgenden Output "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" gehören AC/DC zu den bekannteren Bands im Business. 1977 fliegt Evans aus der Band und wird durch Cliff Williams ersetzt. Charterfolge in den Staaten mit "Let There Be Rock" und "Powerage" folgen und nach der ersten Live-Platte "If You Want Blood - You’ve Got It" legt die Band eine erste klitzekleine Pause ein.

Im Februar 1979 setzen die mittlerweile recht bekannten Rocker zum finalen Rundumschlag an. In den Londoner Roundhouse Studios beginnen sie mit den Aufnahmen zu "Highway To Hell", das ihnen weltweit zum Durchbruch verhelfen sollte und mittlerweile wohl der Klassiker in der AC/DC-Diskografie ist. Fortan regnete es Gold auf der ganzen Welt und AC/DC waren zu Stars avanciert, die mühelos Hallen füllen konnten. Party allenthalben bei den fünfen, vor allem Bon Scott ließ keine Whisky-Flasche an sich vorüber ziehen. Am 19. Februar 1980 stirbt Scott in London an seinem eigenen Erbrochenen und die mittlerweile erkleckliche Fanschar ist geschockt. Die Frage, ob die Band weitermacht, oder sich auflöst, ist schnell gelöst, denn schon am 8. April 1980 wird der Ex-Geordie-Frontmann Brian Johnson als Nachfolger präsentiert und nur wenige Tage danach begibt man sich wieder ins Studio, um mit "Back In Black" fast ein Tribute-Album an den verstorbenen Sänger einzuspielen. Die verachtenden Kommentare der Presse ließen natürlich nicht lange auf sich warten, verhinderten aber nicht, dass die Scheibe zum Megaseller geriet. Brian Johnson hatte lange mit dem übergroßen Schatten seines verstorbenen Vorgängers zu kämpfen, bis ihn die Fangemeinde akzeptierte.

Ab "Back In Black" waren AC/DC so etabliert, dass sie sich auch leisten konnten, eine Phase mit weniger guten Alben zu überstehen. Mit "Flick Off The Switch" mussten sie zum ersten Mal einen Rückgang der Verkaufszahlen hinnehmen, auch kreativ waren sie schon einmal besser drauf gewesen. Diese Schwächeperiode – wenn man sie denn so nennen möchte – dauerte bis 1990 an. In jenem Jahr wurde der Turbo "The Razor’s Edge" gezündet und im Zuge der Single "Thunderstruck" waren AC/DC auf einmal wieder so hip wie seit Anfang der Achtziger nicht mehr. Eine triumphale Tour kreuz und quer über den Globus folgte und meißelte den Namen AC/DC für alle Zeiten in die Geschichtsbücher der Rockmusik ein. Bis zum heutigen Tage haben sie unzählige Bands beeinflusst und beglücken immer mal wieder die Arenen der Welt mit ihrer Anwesenheit.

Nach "Stiff Upper Lip" (2000) wird es jedoch ruhig um die Band der Gebrüder Young. Bis auf mehrere DVDs und Auftritte im Vorprogramm von Rolling Stones im Sommer 2003 sind für 2004/2005 keine Aktivitäten in Deutschland geplant. Dafür veröffentlicht Bon Scott-Vorgänger Dave Evans mit "Sinner" im Oktober 2004 seine erste Solo-CD.

 

 

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