Deep Purple
Wenn eine Band ausser Led Zeppelin und Black Sabbath in den 70ern den Grundstein für Hardrock/ Heavy Metal legte, dann Deep Purple. Soundwälle aus der Hammond-Orgel von Jon Lord und exzellente Saitenquälerei von Ritchie Blackmore gehörten zum unverwechselbaren Sound von Deep Purple. Nach grandiosen Erfolgen in den frühen 70ern gab es dann diverse Umbesetzungen im Line Up (mit Zwischen-spielen u.a. von David Coverdale und Tommy Bolin), bevor man sich 1984 zusammenraufte und mit "Perfect Strangers" wieder in Originalbesetzung auftrat. Aus den Tagen der Streitereien gingen Bands wie Whitesnake (David Coverdale) und Rainbow (Ritchie Blackmore) hervor, die ihrerseits ein gewichtiges Stück Rock-Geschichte geschrieben haben. Nach dem wenig erbaulichen Album "The Battle Rages On" (1993) ist Blackmore wahrscheinlich wieder eingefallen, warum er die anderen Bandmitglieder hasst. Die logische Folge war: Er verkrümelte sich in Richtung Rainbow und wurde von Ex-Kansas Gitarrist Steve Morse ersetzt. Morse schaffte es zwar, der Band neues Leben einzuhauchen, aber für langjährige Fans stellte sich die Frage: "Ist das noch Deep Purple?"
Hinzu kommt ein ständiger Mitgliederwechsel. Die Gründer Jon Lord (Orgel), Ritchie Blackmore (Gitarre), Ian Paice (Schlagzeug), Nick Simper (Bass) und Rod Evans (Gesang) finden 1968 in England zusammen. Alle haben schon Erfahrung in vorigen Bands, der Name stammt scheinbar aus dem Lieblingslied von Blackmores Oma.
Den ersten Erfolg feiern sie schon mit ihrem Debütalbum "Shades Of Deep Purple": Ihre Coverversion von "Hush" erreicht Position fünf in den US-Singlecharts. Erst aber mit "April" aus ihrem dritten Album "Deep Purple" (1969) setzten sie Weichen für ihre nächste Zukunft. Das Stück gründet auf T.S. Eliots Poem "The Waste Land" und enthält lange Improvisationen von Lord und Blackmore. Mit ihrer Kombination aus druckvollen harten Klängen und bis dahin in der Rockmusik unüblichen Tonleitern machen sie sich auch live einen Namen.
Vor allem Lord entwickelt die Verbindung zwischen Rock und Klassik weiter. Die Erstaufführung seines "Concerto For Group And Orchestra" mit dem London Philharmonic Orchestra" in der Royal Albert Hall 1969 gründet nicht nur eine neues Genre; es ist auch der erste Auftritt der bekanntesten Purple-Lineup, in der Ian Gillan Rod Evans und Roger Glover Nick Simper ersetzen.
Die folgenden drei Studioalben verschaffen den weltweiten Durchbruch. "Fireball" und "Machine Head" erreichen die Spitze der englischen Charts, mit "Child In Time", "Highway Star", "Speed King" und "Smoke On The Water" enthalten sie zudem die besten Stücke der Band in ihrer kreativ fruchtbarsten Phase. Davon zeugt das 72er Livealbum "Made In Japan", in dem die Zusammenarbeit zwischen der kräftigen Stimme Gillans, der Rhythmusgruppe Paice und Glover sowie den Virtuosen Lord und Blackmore ihren Höhepunkt erreicht.
1973 ist die als "Mark II" bekannte Lineup am Ende. Gillan und der immer egozentrischere Blackmore können sich nicht mehr riechen, nach Gillans Auftritt in der Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers Musical "Jesus Christ Superstar" und der eher schwachen LP "Who Do We Think We Are" werfen Glover und Gillan das Handtuch. An ihre Stelle treten Glenn Hughes und der spätere Whitesnake-Frontmann David Coverdale.
"Burn" und "Stormbringer" (beide 1974) schaffen es in die Top Ten. Anschließend steigt Blackmore aus, um Rainbow zu gründen. Der neue Gitarrist Tommy Bolin schafft es in keinster Weise, seinen charismatischen Vorgänger zu ersetzen und Deep Purple lösen sich nach dem enttäuschenden "Come Taste The Band" (1975) auf. Wenige Monate später stirbt Bolan an einer Überdosis.
Nach mehr oder weniger erfolgreichen "Nebentätigkeiten" - Lord und Glover heuern zeitweise bei Whitesnake an, Gillan singt auf einem Sabbath-Album und Blackmore festigt mit Rainbow seinen Kultstatus - finden die "Mark II"-Mitglieder 1984 überraschend wieder zusammen. Das Ergebnis sind nicht nur das gelungene Studioalbum "Perfect Strangers" (1984) und der Nachfolger "The House Of Blue Light" (1987), sondern auch eine ausgiebige Welttour, die auf "Nobody's Perfect" (1988) dokumentiert ist. Gillan und Blackmore kommen sich unvermeidlich erneut in die Quere und wieder ist es der Sänger, der den Hut nimmt. Mit dem ehemaligen Rainbow-Frontmann Joe Lynn Turner und dem 1990er Album "Slaves & Masters" beginnen anschließend sechs chaotische Jahre.
Für die Studioplatte mit dem autobiografischen Titel "The Battle Rages On ..." (1993) kommt Gillan wieder ins Boot, springt aber kurz danach wieder ab. Dann ist es Blackmore, der mitten in der Welttour im Streit austritt; vorläufig ersetzt durch Joe Satriani. Dafür kommt Gillan wieder zurück. Auf dem 96er "Purpendicular" heißt der neue Mann schließlich Steve Morse, ehemaliger Gitarrist von Kansas.
Mit dieser Besetzung bringen Deep Purple auch das 98er "Abandon" heraus, touren anschließend jahrelang um die Welt und sind sich dabei nicht zu schade, auf kleineren Festivals oder in der Provinz aufzutreten. Blackmore sucht dagegen mit seiner Muse Candice Night unter dem Namen Blackmore's Night kostümiert mittelalterliche Schlosskeller auf und gibt erfolgreich Pseudo-Renaissancemusik zum besten.
Nach einer Neuaufführung des "Concerto For Group And Orchestra" im Jahr 2000 beschließt Lord, sich seiner alten Liebe zu widmen, und steigt aus. Der Ersatzmann in der mittlerweile "Mark VIII"-Besetzung ist Keyboarder Don Airey, der schon für Rainbow, Gary Moore und Ozzy Osbourne spielte. Das vorläufig letzte Kapitel der langen Bandgeschichte trägt den Titel "Bananas" und erscheint im August 2003